Konjunkturperspektiven für 2019 von IVH und UVNord: 2019 kommt es darauf an, den Aufschwung zu verteidigen!

(17. Dezember 2018) Die Jahresveranstaltung „Konjunkturperspektiven 2019“ von IVH und UVNord zur konjunkturellen Entwicklung der norddeutschen Wirtschaft im kommenden Jahr fand heute in Hamburg mit einem Vortrag von Prof. Dr. Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums im Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel), statt. Vor mehr als 120 geladenen Gästen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens sprachen ebenfalls die Spitzen von UVNord und IVH.

Mit dieser Traditionsveranstaltung der beiden Verbände zum Konjunkturausblick, in der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, nahmen Experten in den Vorträgen Bezug auf das diesjährige Herbstgutachten von Wirtschaftsinstituten sowie auf die Herbstprognose der Wirtschaftsweisen der Bundesregierung.

Matthias Boxberger, Vorstandsvorsitzender Industrieverband Hamburg (IVH):

„Für die Hamburger Industrie verlief 2018, nach einem exzellentem Start und gutem ersten Halbjahr, zum Ende hin schwächer. Beigetragen hat dazu der Handelsstreit zwischen den USA und China, der auf europäischen Märkten Bremsspuren hinterlassen hat. Außerdem machen die offenen Fragen zum Brexit die Unternehmer vorsichtiger. Für eine positive industrielle Entwicklung in 2019 muss die Politik wichtige Aufgaben endlich voran bringen:

  • engagierter und vorausschauender Infrastruktur-Ausbau,
  • Energiewende ohne Kostennachteile gegenüber anderen Standorten in Europa und
  • gesetzliche Rahmenbedingungen und Auflagen für die Industrie in Deutschland ohne Alleingänge bei nationalen Verschärfungen über das hinaus, was ohnehin in der EU vereinbart ist!“  

Der Präsident des UVNord, Uli Wachholtz, erläuterte in seinen Ausführungen:

„Der Aufschwung hat spürbar an Fahrt verloren. Die aktuelle Wirtschaftspolitik muss sich darauf ausrichten und Wachstumskräfte stärken. Die Diskussion über die Abkehr der Hartz-Reformen ist dafür ein falsches Signal. Das Prinzip „Fordern und Fördern“ hat sich bewährt und für einen kräftigen Beschäftigungsaufbau ge­sorgt. Auch Ideen für ein Bedingungsloses Grundeinkommen würden die Erfolge am Arbeitsmarkt zunichtemachen. Vielmehr muss es zukünftig darum gehen, dass sich Arbeit auch für Geringverdiener wieder lohnt, mit einer umfassenden Reform der Einkommenssteuer und der Sozialleistungen.

Darüber hinaus muss die Fachkräfteeinwanderung voran gebracht und bürokratische Hürden abgebaut werden. Die Zukunft des Wirtschaftsstandorts hängt in entscheidendem Maße von gut qualifizierten Fachkräften ab. Die Sicherung eines hinreichenden Fachkräfteangebots ist daher eine der Schlüsselaufgaben zur Sicherung des Wohlstandes in Deutschland. Notwendig auch zur Mittel- bis Langfristigen Fachkräftesicherung ist eine schlüssige und ausgewogene gesamt Strategie die der Erschließung aller inländischen Potenziale und, als ein weiterer Baustein, auch die Gewinnung qualifizierter ausländischer Fachkräfte umfassen muss. Alles Themen die nicht auf die lange Bank geschoben werden dürfen!“

Prof. Dr. Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums im Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel) erläuterte in seinem Expertenvortrag:

„Die deutsche Wirtschaft hat die Spätphase des seit über fünf Jahren anhaltenden Aufschwungs erreicht. Im zweiten Halbjahr haben mit der WLTP-Umstellung, der den Fahrzeugbau stocken ließ, und dem Niedrigwasser in wichtigen Flüssen, die die Transportkapazität der Binnenschifffahrt stark beeinträchtigte, zwei Sonder­faktoren die Wirtschaftsleistung um etwa 0,5 Prozent gedämpft. Der Wegfall dieser belastenden Sonderfaktoren lässt Raum für einen Zwischenspurt im ersten Halbjahr 2019. Anschließend dürfte sich das konjunkturelle Grundmuster wieder durchsetzen, bei dem der obere Wendepunkt in Sichtweite gerät.

Der Aufschwung trägt somit noch in das nächste Jahr, im Jahresverlauf 2019 dürfte aber allmählich der Abschwung einsetzen.  Neben den Exporten, die im kommenden Jahr wieder stärker Tritt fassen, werden die Konsumausgaben zur wichtigsten Triebkraft der Konjunktur. Die Kaufkraft der Konsumenten profitiert von weiter kräftigen Lohnzuwächsen und einem expansiven Kurs der Finanzpolitik, so dass mit den konsumnahen Branchen vor allem jene Dienstleistungsbereiche stimuliert werden, die noch am ehesten Expansionsspielräume aufweisen. Die Bauwirtschaft dürfte demgegenüber weiter an der Kapazitätsgrenze operieren.“

Der IVH vertritt als rechtlich selbständige Landesvertretung des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. (BDI) die Interessen von produzierenden Unternehmen und deren industrienahen Partnern am Standort Hamburg und darüber hinaus. Der IVH hat mehr als 250 Mitglieder und wächst weiter. 1963 wurde unser Verband gegründet.