Energiekrise und Inflation sorgen für erhebliche Einbußen an Wachstum und Wohlstand

Spitzenverbände fordern wirtschaftspolitische Weichenstellung für unternehmerische Perspektive und Zuversicht!

IVH und UVNord geben Konjunkturperspektiven für 2023

Die Jahresveranstaltung „Konjunkturperspektiven 2023“ von IVH und UVNord  sowie der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein zur konjunkturellen Entwicklung der norddeutschen Wirtschaft im kommenden Jahr fand heute im Hotel Atlantic in Hamburg statt. Vorträge von Prof. Dr. Stefan Kooths, Direktor des Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) und Dr. Johannes Hoffmann, Leiter Abteilung Internationale und Europäische Wirtschaft der Deutschen Bundesbank. Im Rahmen der Veranstaltung sprachen ebenfalls die Spitzen von IVH und UVNord.

Matthias Boxberger, Vorsitzender des Industrieverbands Hamburg (IVH), betonte in seiner Begrüßung:

„In Zeiten der größten Energiekrise befindet sich Hamburgs Industrie in schwerer See. Jahrzehnte nicht mehr gesehene Inflationsraten und ausufernde Energiepreise infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine, die Pandemie, die Transformation zur Klimaneutralität, Lieferketten-Probleme und Fachkräftemangel, setzen die Hamburger Industriebetriebe mächtig unter Druck. Unter diesen Rahmenbedingungen darf es keine Erhöhung von Standortkosten mehr geben. Zur Stützung der konjunkturellen Möglichkeiten am Standort Hamburg, muss der Senat schnellstmöglich ein Belastungs-Moratorium für jegliche Steuern, Gebühren und Abgaben für den Industriestandort Hamburg für die beiden kommenden Jahre erklären. Der historische Energiepreisschock darf nicht nur ausgesessen werden, es muss jetzt stützend eingegriffen werden. Andernfalls wird die Gefahr von Deindustrialisierung billigend in Kauf genommen und sogar befördert. In Hamburg sind wir bereits mit Produktionseinstellungen und -verlagerungen in einzelnen Branchen betroffen. Der Industrieverband hat in den letzten Wochen konkrete Vorschläge zur Standortentlastung und -stärkung gemacht und wird auch in der nächsten Zeit das Wort für Hamburgs Industrie ergreifen.“

Dr. Arno Bäcker, Präsident der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, unterstrich in seinem Grußwort:

„Bedingt durch den russischen Angriffskrieg, die Energiepreise und die andauernden Beeinträchtigungen von Lieferketten ist die Inflationsrate seit dem Herbst 2021 gravierend angestiegen. Dies und die hohe Unsicherheit führen dazu, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland den kommenden Winter über sinken dürfte. In Reaktion auf die hohe Inflation hat das Eurosystem seine Geldpolitik angepasst, um die Inflationsrate in der mittleren Frist zurück auf zwei Prozent zu bringen.“

Prof. Dr. Stefan Kooths, Direktor des Forschungszentrums Konjunktur und Wachstum des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), betonte in seinem Expertenvortrag:

„Die deutsche Wirtschaft driftet in schwierigem Fahrwasser. Die postpandemische Erholungsphase wurde mit der Energiekrise infolge des Kriegs in der Ukraine jäh unterbrochen. Zwar war die Wirtschaftsleistung bis ins dritte Quartal hinein noch aufwärtsgerichtet; dies ist aber auf Nachholeffekte zurückzuführen, die über die fragile Konjunkturlage nicht hinwegtäuschen dürfen. Mit der Energiekrise haben die Standortbedingungen hierzulande abermals – und zwar deutlich – gelitten. Aber: Die seit Jahren schleichende Verschlechterung hinterlässt ebenfalls immer deutlicher ihre Spuren. Auch wenn jetzt eine neue energiepolitische Strategie seitens der Bundesregierung vordringlich ist, so sollten darüber die übrigen Standortfaktoren nicht vergessen werden. Andernfalls wird aus einem Investitionsattentismus infolge erhöhter Unsicherheit eine Investitionssklerose infolge falscher Weichenstellungen.“

Dr. Philipp Murmann, Präsident UVNord – Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein:

„Die hohen Energiepreise und die schwächelnden Konjunkturaussichten werden die Wirtschaft in Hamburg und Schleswig-Holstein vor große Herausforderungen stellen. Die Investitionstätigkeit nimmt vor diesen Hintergrund national und international erheblich ab. Dies birgt die Gefahr, dass unsere Wirtschaft im globalen Wettbewerb weiter an Boden verliert. Die Energiekrise ist maßgeblicher Auslöser für Inflation, Rezession und Wohlstandsverlust. Es ist jetzt Aufgabe der Bundesregierung in dieser angespannten Situation wirtschaftliche Perspektive und Zuversicht durch die Sicherung unserer Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen zu schaffen. Nur durch zügige Maßnahmen werden wir eine Deindustrialisierung auch in Hamburg und Schleswig-Holstein verhindern können. Die Länderregierungen müssen hierfür ihren Beitrag ebenso leisten. Der Norden müsste mehr denn je zusammenrücken und Themen wie Hafenschlick, Weiterbau der A20 und Energiewende gemeinschaftlich lösen, um im Wettbewerb der Standorte zukünftig gegenüber dem Süden noch eine bedeutende Rolle zu spielen. Für parteipolitische Spielchen besteht in Zeiten einer bevorstehenden Rezession nun einmal überhaupt kein Spielraum.“

Der IVH vertritt als rechtlich selbständige Landesvertretung des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. (BDI) die Interessen von produzierenden Unternehmen und deren industrienahen Partnern am Standort Hamburg und darüber hinaus. Der IVH hat 270 Mitglieder und wächst weiter. 1963 wurde unser Verband gegründet.